Eines Tages stand unsere Programmleiterin vor mir und drückte mir Le journal d’Aurélie Laflamme in die Hand. Ich fing an zu lesen – und hörte nicht mehr auf. Birgitta Barlet hatte das Buch in einer Buchhandlung im Elsass aufgestöbert. In Kanada und Frankreich war die Reihe bereits ein Bestseller. Ich war von der authentischen wie sympathischen Protagonistin und der umwerfenden Situationskomik begeistert. Ein paar Tränen verdrückte ich am wunderschönen Schluss – aber zu einem guten Roman gehört das irgendwie dazu. Schnell stand fest, dass das Jugendbuch unter dem Titel Das verdrehte Leben der Amélie bei Kosmos erscheinen sollte. Und so landete das Projekt im Frühsommer 2012 auf meinem Schreibtisch.
Kanadische Besonderheiten
Mit etwas Glück konnte ich Maren Illinger für die Übersetzung gewinnen. Die zahlreichen Wortspiele und der lockere Ton brauchten eine Übersetzerin, die sich gut in einen jungen Teenager hineinversetzen konnte. Die Herausforderung des Lektorats lag vor allem im Herausarbeiten einer authentischen Teenager-Stimme. Mitunter war es knifflig, deutsche Entsprechungen für kanadische Besonderheiten zu finden. Im Kanadischen gibt es beispielsweise viel mehr Gelegenheiten, sich etwas zu wünschen. Etwa wenn man einen Marienkäfer findet oder zwei Menschen im selben Moment dasselbe sagen. Im Deutschen ist dies weniger gebräuchlich.
Im Hier und Jetzt
Etwas Recherche gehörte auch zu meinen Aufgaben. Aus der kanadischen Süßigkeit Nibs, die Amélie und Kat so gern essen, wurde in der deutschen Übersetzung Maoam. Die Lieblingsband der beiden Freundinnen blieb jedoch wie im Original die Gruppe Simple Plan. Die zahlreichen Stars und Serien, die im Buch erwähnt werden, spielen in Amélies Alltag eine wichtige – oft komische Rolle. Sie vermitteln dem Leser das Gefühl, Amélies Geschichte passiere im Hier und Jetzt. Ein Eindruck, der sich auch beim Lektorieren mit einem Song von Simple Plan wunderbar verstärken lässt.
Abtauchen in Erzählwelt
Beim Lektorieren taucht man tief ab in die Erzählwelt. Die letzten Monate habe ich an Amélies Seite verbracht und sie ist mir dabei ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihr gelitten, geliebt und gelacht. Die Autorin India Desjardins versteht es meisterhaft, die Welt mit den Augen eines Teenagers zu beschreiben. Damit können sich nicht nur Jugendliche identifizieren, wie das überwältigende Feedback der Lovelybooks-Leserunde zeigt. Die Kommentare reichten auch bei den etwas Älteren von „Genau so war’s!“ bis „das beste Jugendbuch, das ich je gelesen habe“.
Das Lektorat des 2. Bands, Heimlich verliebt, habe ich gerade abgeschlossen. Anfang Juni wird er in den Buchhandlungen liegen und als E-Book erhältlich sein. Ich freue mich bereits auf die Übersetzung der 3. Folge. So viel sei hier schon verraten: Darin geht es um ganz viel Schokolade…
Neugierig geworden? Hier geht’s zur Leseprobe.
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