In wenigen Wochen erscheint Deathbook, ein Thriller, über dessen transmediales und interaktives Konzept bereits hier und hier berichtet wurde. Der Rowohlt Verlag hatte dazu ein Blogger-Casting veranstaltet. Aus über hundert Bewerbern wurde Insa Kohler ausgewählt, die nun die Aufgabe übernimmt, in eine Figur aus dem neuen Thriller von Andreas Winkelmann zu schlüpfen. Ich habe die Bloggerin gefragt, welche Rolle sie in diesem spannenden Buchprojekt spielt.
Wer bist du, seit wann bloggst du und warum?
„Wer ich bin? Das kann ich Ihnen nicht sagen. Zu gefährlich. Dass Sie mich überhaupt danach fragen, zeigt, dass Sie nichts verstanden haben…“ Das würde meine Deathbook-Rolle auf diese Frage antworten. Ich selbst kann schon etwas über mich erzählen: Ich bin fast fertige Masterstudentin der Literaturwissenschaft, lebe in Berlin, schreibe freiberuflich für verschiedene Blogs und arbeite zeitweise beim Radio. Ende 2010 habe ich mit dem Poetry Slam angefangen, d.h. ich schreibe ca. 5 Minuten lange, in meinem Fall humoristische Texte, die ich auf Bühnen vorlese.
Mein Blog heißt Stift und Mikrofon. Das passt ganz gut zum Spoken Word. Darum ging es auch ursprünglich auf meiner Seite. Mittlerweile blogge ich dort über alle möglichen Dinge, die mich bewegen, interessieren, begeistern. Ich habe noch nie Tagebuch geschrieben, hatte aber früher in der Schule immer diese Briefbücher mit Freundinnen, die man dann immer ausgetauscht hat. Im Grunde poste ich jetzt ähnliche Dinge auf meinem Blog, die ich früher in diese Bücher geschrieben habe.
Was ist deine Aufgabe als Bloggerin bei diesem Projekt?
Ich spiele eine Rolle, bin also eine Figur aus der Geschichte, was ich sehr spannend finde. Normalerweise erschafft man als Autor/in seine Figuren ja selbst und kann diese nach Lust und Laune durch die Gegend hopsen lassen, quälen oder umbringen. Hier ist das nicht der Fall. Ich schreibe aus der Perspektive einer literarischen Figur, über die ich selber keine Macht habe. Ob ich die Geschichte überlebe, liegt in Andreas Hand.
Die Figur, die ich spiele, führt einen Blog, auf dem sie vor einer Bedrohung im Internet warnt. Ich denke, mehr darf ich an dieser Stelle noch nicht verraten… Der Blog gehört zur Geschichte und ist eine Art Prolog. Meine Aufgabe war/ist es also, diesen mit Inhalt zu füllen. Da der Blogger, den ich spiele, ziemlich paranoid ist, hat das sehr viel Spaß gemacht.
Hat der Autor Andreas Winkelmann das letzte Wort oder darfst du schreiben, was du willst?
Bei diesem Projekt wurde und wird ziemlich viel im Team und in Workshops erarbeitet. Ich war Anfang August einen Tag beim Rowohlt Verlag und habe dort die zuständigen Mitarbeiter des Verlages, den Autor Andreas Winkelmann, die Agentur vm-People u.v.m. kennengelernt. Dort habe ich dann noch mehr über „den Blogger“, dem ich eine Stimme gebe, erfahren und einen Leitfaden bekommen, an dem ich mich nun entlanghangel. Das ist sehr hilfreich. Natürlich durfte ich auch das Manuskript vorher lesen. Es gibt also schon ein paar Vorgaben, an die ich mich halten muss, aber sonst ist es sehr frei und ich kann auch eigene Ideen einbringen. Andreas wird bestimmt auch noch einmal drüber gucken und das Ganze absegnen, aber im Grunde ist der da ganz entspannt. Das, was ich ihm bisher geschickt habe, hat ihm auf jeden Fall schon mal gefallen.
Wird dein Beitrag eine Art Eigenleben im Netz entwickeln?
Das ist der Plan, ja.
Von was für einem Buch/Publishing-Projekt träumst du selbst?
Oh je. Eigentlich wäre als nächstes endlich mal die Masterarbeit dran. Die wird dank anderer kreativer Aufgaben aber gerne mal um ein Semester weiter geschoben. Natürlich würde ich auch gerne mal einen eigenen Roman veröffentlichen. Anfänge und Ideen gibt es da ehrlich gesagt genügend. Als Poetry Slammer ist man ja eher ein literarischer Sprinter. Langstrecke, bzw. Marathon ist da noch mal was anderes. Außerdem brauche ich glaube ich eine lauernde Deadline, um diszipliniert arbeiten zu können. Aber ja, Traum wäre es, selbst ein Buch zu schreiben und es veröffentlicht im Buchhandel zu sehen.
Vielen Dank für deine Zeit!
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind:
Der 1. Teil von Death Book erscheint am 24. September 2013 gratis als E-Book für Android, iOS und Kindle. Die Folgen 2 bis 10 kosten je 1,49 Euro und erscheinen im wöchentlichen Rhythmus. Die Geschichte wird außerdem auf Blogs, Facebook und Twitter erzählt. Rechtzeitig vor Weihnachten soll es dann auch eine E-Book- und Print-Gesamtausgabe geben.
Pingback: Nicht, dass du dich beim Startschuss schon verletzt! | Insa Kohler
Pingback: Deathbook: "Nur im Team kann man so ein Projekt umsetzen" | Charlotte Reimann
Pingback: Jahresrückblick 2013: Bloggen statt Tatort | Charlotte Reimann