Im Herbst vor zwei Jahren kam ich in ein Team von zwölf wunderbaren Kinderbuch-Lektorinnen. Männer sind ja bekanntlich knapp in der Verlagswelt. Mein Ruf nach mehr Männern im Team wurde von meinen Kolleginnen oft belächelt, meist jedoch mild verspottet. Man darf dabei nicht vergessen, dass es im Hause Kosmos tatsächlich zwei wichtige Pappkameraden gibt: den Lenz aus dem Garten-Programm und natürlich Mr. Hitchcock.
Trotzdem stelle ich mir immer mal wieder die Frage, warum es zwar Bücherfrauen, aber keine Büchermänner gibt? Eigentlich müsste es doch eine Vereinigung geben, die sich für mehr Tischkicker oder Freibier in Verlagen einsetzt. Bei Kosmos ist weder das eine noch das andere vorhanden (was daran liegen könnte, dass Frauen Dinge wie Eis am Stiel als wichtiger einstufen). Bevor man sich also auf einem der Liegestühle auf der Dachterrasse niederlässt, um den Blick über die Dächer Stuttgarts zu genießen, kann man sich im Sommer noch schnell ein Eis aus der Truhe im Keller holen. Wenn man den Weg dorthin findet. So einfach ist das nämlich nicht.
Der Kosmos Verlag ist ähnlich wie Hogwarts ein großes Labyrinth. Bereits 1822 als Franckh’sche Verlagshandlung in Stuttgart gegründet, birgt das Haus noch heute zahlreiche Treppenhäuser, verwinkelte Keller und Archive voller Geheimnisse. So gehört sich das auch für einen Verlag, der die Kultreihe Die drei ??? verlegt. Deren Markenzeichen sind schließlich mysteriöse Vorkommnisse und ungelöste Rätsel. Die Spezialität von Kosmos sind allerdings nicht nur Kinderbücher, sondern auch Ratgeber, Experimentierkästen und Spiele. Um die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen zusammenzubringen, gibt es daher ein ausgeklügeltes Meeting-System: PMT, PMK, MPK, UK, LPK … da schwirrt einem Neuling leicht der Kopf. Erst wenn man diese „Geheimsprache“ beherrscht, fühlt man sich als echte Kosmonautin.
Bei den Kosmonauten habe ich sehr viel gelernt. Wie ein großes Verlagsschiff funktioniert. Wie viele Exemplare eines Buches man mindestens verkaufen muss, um damit Geld zu verdienen. Wie amüsant es sein kann, sich Kinderbuchtitel auszudenken. Was für großartige Grafiker, Illustratoren und Autoren es gibt. Wie schön es ist, Teil eines Teams zu sein, das sich gegenseitig motiviert und inspiriert. Dafür möchte ich allen Kosmonauten und Kosmonautinnen herzlich Danke sagen.
Wie die Protagonistin auf dem neuen Cover meiner Lieblingsbuchreihe sitze ich jetzt auf gepackten Koffern und blicke den neuen Aufgaben in Berlin gespannt entgegen. „Sommerliebe“ lautet der Titel. Ich freu mich drauf!
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