Dennis Schmolk und Hanna Hartberger bloggen auf alles-fliesst.com über die Buchbranche und haben zu einer Blogparade zum Nachwuchs aufgerufen. Ich freue mich über die Einladung und wage mich an eine Kritik und Vision für junge Verleger.
Chancen verkannt
Manchmal verstehe ich den Buchbranchen-Nachwuchs nicht. Seit letztem September bin ich ehrenamtliche „Städtegruppenmanagerin“ im Vorstand der Jungen Verlagsmenschen. Dabei liegt mir insbesondere die Vernetzung junger Buchmenschen am Herzen. Da in Deutschland die Verlage überall verstreut und nicht wie beispielsweise in England oder Frankreich vor allem in der Hauptstadt ansässig sind, bedeutet das an erster Stelle digitale Vernetzungsarbeit. Umso überraschter war ich, als ich feststellte musste, dass ein Großteil des Nachwuchses große Skepsis gegenüber sozialen Netzwerken, ja sogar ein regelrechtes Misstrauen gegenüber Facebook & Co hegt. Schade und auch ein wenig bitter, dass viele von uns offenbar die Chancen verkennen, die digitales Vernetzen und Verlegen uns bieten.
Wann pfeifen wir auf die Verlage?
Bereits während meines Literatur- und Kunstgeschichtsstudium habe ich in Verlagen gearbeitet. Mir ging es vor allem um die Inhalte, nicht so sehr um deren Inszenierung. Trotzdem mache ich immer wieder die Erfahrung, dass gerade junge Büchermenschen an der Papierform hängen, sie regelrecht verklären. Wer kennt sie nicht, die Debatten, ob das Papierbuch nun triumphieren oder für immer verschwinden wird? Dabei ist das doch völlig irrelevant! Eigentlich müssten wir Jungen das Internet und die sozialen Netzwerke mit offenen Armen empfangen, ihre Grenzen für das Publizieren ausloten und uns an ihren Möglichkeiten berauschen. Wann pfeifen wir auf die Verlage und ihre zögerlichen Schritte in Richtung digitales Zeitalter? Wann fangen wir selbst an zu verlegen? Wann begeistern wir mit eigenen YouTube-Videos Leser für unsere Texte? Wann erfinden wir ein neues Subskriptionsmodell? Wann bloggen wir endlich selbst? Heute brauchen wir zum Verlegen keine Verlage mehr. Zeit, ein Ziel und ein Blog genügen.
Wie können unsere Texte gefunden werden?
Statt die Form (Papier) zu verklären, sollten wir das Augenmerk auf den Inhalt (Content) richten. Die wichtigste Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Wie können unsere Texte im Netz gefunden werden? Welche Verschlagwortung und Suchmaschinenoptimierung benötigen sie, um eine möglichst große Öffentlichkeit zu erreichen? Im Grundstudium stand ich tatsächlich noch vor einem sogenannten „Zettelkatalog“ im Tübinger Institut für Kunstgeschichte, um Literatur für meine Hausarbeit zu recherchieren. Für das Referat musste ich die Diathek nach passenden Dias durchforsten. Heutzutage finden wir das alles im Netz. Doch sind wir auch in der Lage, unsere eigenen Inhalte und Texte suchmaschinenoptimiert zu publizieren? SEO und andere Tools sollten bereits in Studium und Ausbildung gelehrt werden. Nebst Grundlagen in Webdesign und HTML.
Eine Linkliste für den Nachwuchs
Ich frage mich: Wer vom Nachwuchs ist eigentlich im Netz mit einem eigenen Blog unterwegs? Es gibt natürlich den Blog vom Nachwuchs der Buchbranche, BuchKarriere und die Jungen Verlagsmenschen. Doch da draußen muss es noch viel mehr geben (z.B. alle Blogs, die sich an dieser Blogparade beteiligt haben). Was bislang fehlt: Eine Blogger-Gruppe innerhalb der Buchbranche, in der sich Blogger vernetzen und gegenseitig helfen können. Eine Linkliste wäre außerdem hilfreich, um die Buch- und Nachwuchs-Blogs weithin sichtbar zu machen. Vielleicht auf der Seite der Jungen Verlagsmenschen?
So habe ich mir zum Schluss meines Beitrags gleich eine neue Aufgabe gestellt. Danke, Hanna und Dennis ;)
Zu den Beiträgen der Blogparade Die “Neuen” – Aus- und Weiterbildung in der Buchbranche
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