So schnell kann es gehen: Auf der Frankfurter Buchmesse letzte Woche saß ich plötzlich als Vertreter eines Start-ups auf dem Podium und sollte Studenten wie Investoren Rede und Antwort stehen. Wie war ich da hingeraten? Anfang des Jahres hatte ich mich für das Ideencamp Prototype des Börsenvereins gemeldet. Bei einem ersten Treffen von zwei Dutzend Kreativen wurden neue, überfällige oder auf den ersten Blick verrückte Ideen vorgestellt. Vier von diesen Ideen wurden im vergangenen halben Jahr in Arbeitsgruppen weiterverfolgt. Eine davon ist Flyup.
Flyup ist ein Tool, das Ideenentwicklung im Team ermöglicht. Das Besondere daran? Die Einfachheit, das reduzierte Design, das Schnelle und der Charme des Spielerischen. Angesichts der aktuellen Umwälzungen im Buchmarkt suchen Verleger und Buchhändler händeringend neue Ideen und Geschäftsmodelle. Wie kann man aber im Team neue Ideen für die Branche entwickeln? Flyup ist eine Antwort darauf, die Spaß macht und deswegen Erfolg verspricht. Es gilt, Ideenrakten zu zünden. Damit diese starten können, braucht man die Unterstützung der Kollegen, die mit weiteren Ideen Treibstoff liefern. Wer besonders viele Raketen zündet, kann zum Astronauten oder Commander aufsteigen. Damit setzt Flyup auf den aktuellen Gamification-Trend und stellt Unternehmen ein Tool bereit, um team- und abteilungsübergreifend Ideen zu zünden, von denen die ein oder andere vielleicht den Grundstein für den Umsatz der nächsten Jahre legt.
Mit auf dem Podium in Frankfurt saßen auch Gründer wie Uli Coenen von Flipintu, der breits seit zwei Jahren an seinem Start-up feilt und nun mit seinen Gründerkollegen die Closed-Beta-Phase einläutet. Flyup steht hingegen noch ganz am Anfang. Aus dem vierköpfigen Projektteam hat sich Eva Heptner bereits verabschiedet. Ein Start-up zu wuppen, erfordert vollen Einsatz. Noch ist Flyup erst eine Idee. Doch für diese Idee muss man brennen, um sie zum Erfolg zu führen. Man muss bereit sein, sich nach Feierabend noch mal hinzusetzen, um einen Businessplan zu entwickeln oder Nutzeranalysen zu entwerfen. Die meisten Gründer auf dem Podium müssen nebenbei Geld verdienen, denn ob eine Idee erfolgreich ist und man davon leben kann, zeigt sich erst, wenn man bereits sehr viel Zeit, Geld und Arbeit investiert hat.
Bei der Vorstellung auf dem Start-up-Podium merke ich, dass Flyup tief im Herzen nicht „meine“ Idee ist. Ja, es hat Spaß gemacht, sie im Team zu entwickeln, den Flow zu spüren und das Gefühl, gemeinsam und völlig zweckfrei etwas Neues zu schaffen. Für die Knochenarbeit, die jetzt kommt, reicht meine Begeisterung allerdings nicht. Stefanie Penck und Wilhelm Schäfer glauben an ihre Idee. Er hat die Grafik entworfen, sie den redaktionellen Part übernommen. Jetzt machen sie den nächsten Schritt und gründen eine Firma. Ich wünsche den beiden viel Glück, bin sicher, dass Flyup ein Erfolg wird.
Was ist aber nun die Idee, für die ich brennen würde? Wie sähe mein Start-up aus, sollte ich je eins gründen? Ich glaube, es müsste ein realer Ort im Hier und Jetzt sein. Die Entwicklung von rein digitalen Inhalten oder Produkten würde mir nicht ausreichen. Vielleicht wäre es ein Ort, an dem all jene zusammenkommen, die gern in digitalen Sphären träumen, denken und entwickeln. Gemütlich sollte dieser Ort sein. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee würde in der Luft hängen, auf einer Vitrine mit selbstgebackenem Kuchen würden sich die neusten Schmöker und Pamphlete stapeln, umgeben von den Gesprächen und dem Gelächter der Menschen, die diesen Ort erst zu etwas ganz Besonderem machen …
Und du, welche Idee würdest du verfolgen?