Interview: Diana Roßlenbroich über die Entstehung der multimedialen Serie „Coffeeshop“

Diana Rosslenbroich-007

© Olivier Favre

Beim Verfassen meines Blogartikels zur digitalen Serie Coffeeshop habe ich mich gefragt, wer so ein multimediales Projekt eigentlich entwickelt. Kurzentschlossen rief ich Diana Roßlenbroich an. Seit 2011 ist sie Projektmanagerin für E-Publishing und crossmediale Verwertung bei Bastei Entertainment und verantwortlich für Coffeeshop. Sie war so freundlich, mir einige Fragen zu beantworten.

Wie entsteht so ein komplexes multimediales Projekt wie Coffeeshop?

Bei Coffeeshop hatten wir das Exposé der Autorin Gerlis Zillgens vorliegen, das wir dann mit ihr weiter ausgebaut haben. Wir waren also an der Entstehung der Geschichte direkt beteiligt. Die Filmfirma Saxonia Media wollte auch etwas Neues ausprobieren und hat in dem Manuskript Potenzial gesehen. Bei gemeinsamen Treffen und wöchentlichen Telefonmeetings haben wir das Projekt weiterentwickelt und überlegt, was wir noch mit einbauen könnten. So sind wir dann auf die Rezepte, das Spiel und die Steckbriefe gekommen. Der transmediale Ansatz ist ganz groß bei Coffeeshop. Die Figuren erzählen auf Facebook noch mal eine eigene Geschichte. Das hatten wir vorher so noch nicht.

Nach Erscheinen der letzten Folge der ersten Staffel im Februar sind die Schauspieler, die für die Figuren auf Facebook posten, verstummt. Wird es hier weitergehen?

Die sind gerade im Urlaub. (lacht)

 Wie viele Leute waren außer Ihnen noch an dem Projekt beteiligt?

Ein weiterer Kollege aus unserer Abteilung für den technischen Support, eine Kollegin aus unserer Audioabteilung für das Hörbuch, das ja in die App eingebaut ist.  Die App hat ein externes Unternehmen programmiert. Bei Saxonia gehörten vier Leute zum Kernteam, das wiederum den Regisseur und die Schauspieler und die ganze Filmcrew zusammengestellt hat.

Wie sieht die Arbeitsteilung bei einem so großen Projekt aus?

Wir bei Bastei Entertainment sind Profis, was Texte angeht, und Saxonia Media ist Profi, was Filme angeht. Saxonia hat die Filme erstellt und die Schauspieler gecastet – die wurden uns natürlich auch vorgestellt. Die kleinen Animationsfilme wurden auch von Saxonia produziert. Bei uns lag die Herstellung des E-Books und der Read& Listen Version, des Buchs und des Hörbuchs sowie die Marketing- und Vertriebsarbeit.

Wie lange hat die Projektentwicklung gedauert?

Wir haben alle das erste Mal Anfang 2012 zusammengesessen und im November vergangenen Jahres ist die erste Folge erschienen. Wir hatten einen superstraffen Zeitplan. Die Autorin hat den ersten Teil abgegeben und während wir ihn lektoriert haben, hat sie weitergeschrieben. Gleichzeitig mussten die ganzen Filme gedreht werden. Aber wir hatten den Ehrgeiz, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf dem Markt zu sein.

Werden Geschichten in Zukunft anders erzählt? Werden wir statt dicker Schmöker kleine Häppchen konsumieren ?

Wir denken, dass kürzere Formate sich immer mehr durchsetzen. Wir haben ja noch mehr Serien, die auch so konzipiert sind. Kurze Inhalte, die einzelnen Folgen kommen in kurzen, regelmäßigen Abständen. Mit Coffeeshop haben wir auch versucht, die Möglichkeiten, die die ganzen neuen Geräte, die es jetzt auf dem Markt gibt, bieten, voll auszuschöpfen.

Was hat die Umsetzung dieses multimedialen Romans gekostet?

Coffeeshop ist für uns ein Investitionsprojekt – hier lag der Schwerpunkt darauf, den Markt zu gestalten und sich ausprobieren zu können. Das finanzielle Risiko haben wir auf mehrere Produktformen verteilt, denn es handelt sich bei Coffeeshop um eine Mischkalkulation, die alle Verwertungsformen mit einbezieht. Es gibt die App, das E-Book, das Read&Listen-Format, den Hörbuch-Download. Das Taschenbuch und Hörbuch kommt auch noch.

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Wir sind sehr zufrieden. Das war unsere erste Zusammenarbeit mit einer Filmfirma. Wir hatten zwar auch bei Apocalypsis kleine Filmchen. Aber bei Coffeeshop zum ersten Mal mit realen Schauspielern und mit Dramaturgie in jedem kleinen Film. Supergut laufen die Audiodownloads. Aus den langen Downloadzeiten, die es für Coffeeshop gebraucht hat, haben wir gelernt und entwickeln gerade eine neue Technik, die den Download der App erleichtert. Diese Technik werden wir bereits beim nächsten Projekt einsetzen.

Wird es eine 2. Staffel von Coffeshop geben?

Wir wollen jetzt erst mal abwarten. Die Nachkalkulation anschauen und alle Zahlen zusammenrechnen.

Gibt es für diese Serie ein besonderes Marketingkonzept, das sich vom klassischen Buchmarketing unterscheidet?

Ja, das lief komplett anders. Wir haben einen eigenen digitalen Vertrieb. Unser Kollege dort steht mit E-Book-Plattformen in engem Austausch. Bei der App muss man auf andere Sachen setzen, z.B. die Blogger dazu kriegen darüber zu berichten.

So wie ich das jetzt mache. (Wir lachen)

Wir müssen im App-Store viel präsenter sein. Dafür haben wir auch einen App-Marketingspezialisten hinzugezogen. Außerdem versuchen wir natürlich über unsere Community und unsere Facebookseite auf Coffeeshop aufmerksam zu machen.

Wie sieht die Zukunft aus? Wird es weitere multimediale Projekte geben?

Die Produktionsfirma Family Entertainment.tv gehört jetzt zu uns. Mit den Kollegen sitzen wir an Stoffen und schauen, was wir noch machen können. Wir sind weiter offen für solche großen Projekte. Wir merken, dass wir damit auch auf uns aufmerksam machen.

Was ist Ihre Aufgabe bei so einem Projekt?

Es fängt damit an, Konzepte zu prüfen, im Haus vorzustellen, das Projekt zu kalkulieren, Vertragsverhandlungen mit Autoren und externen Partnern zu führen. Ich erstelle den Projektplan und sorge dafür dass alle Termine des Projektplans eingehalten werden. Ich betreue das Projekt von  der ersten Konzeptidee bis zum Erscheinen des Titels  Die klassische Lektoratsarbeit  gehört natürlich auch dazu, wie das Verfassen der Online-Texte, die zu den einzelnen Folgen, erscheinen – also die klassischen Klappentexte. Kernstück des ganzen Projekts ist immer noch der Text und die Geschichte drum herum.

Das klingt nach einem Traumjob …  

Ist es auch! Man kommt mit interessanten Leuten in Kontakt und kann am Anfang auch einfach mal losspinnen. Natürlich sieht man dann schnell, was man umsetzen kann. Das ist ein tolles Haus hier, weil wir das auch machen können. Uns werden im ersten Schritt keine Grenzen gesetzt und die Hierarchien sind flach. Das macht richtig Spaß, man lernt immer was dazu. Coffeeshop war ganz anders als Apocalypsis. Für uns war auch das Casting etwas Neues, und wie das so abläuft. Bei den Outtakes der Filme, die am Ende jeder Folge abgespielt werden, kam der Input von Saxonia. Outtakes sind ein typisches Mittel beim Film, da wären wir im ersten Moment nicht draufgekommen.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

1 Kommentar

  1. Pingback: Jahresrückblick 2013: Bloggen statt Tatort | Charlotte Reimann

Kommentare sind geschlossen.