Herzblut für Jugendliche oder: Wie ein Cover entsteht

Iris

Tatmotiv Leidenschaft: Das neue Label „Herzblut“ verknüpft Liebesgeschichte und Thriller.

Iris Schubert (37) betreut nach Stationen beim Hanser und beim Herder Verlag seit vier Jahren das Jugendbuch beim Kosmos Verlag. Im Sommer ist das neue Label „Herzblut“ an den Start gegangen. Was das Besondere dieser Bücher und ihrer Gestaltung ist, verrät die Lektorin im Interview.

Kannst du in 140 Zeichen sagen, warum es sich lohnt, die beiden Krimis zu lesen?

Bei Liebe macht Anders sind es das außergewöhnliche Thema Intersexualität und die unterschiedlichen Stimmen, die die Geschichte jeweils aus ihrer Perspektive erzählen. Wo die Liebe tötet zeichnet sich durch den Twist am Ende aus, den wohl keiner hat kommen sehen und der den Thriller bis zum Schluss unglaublich spannend macht.

Wie entscheidend ist das Cover eines Buches für seinen Erfolg?

Ich denke schon, dass das Cover mitentscheidend für den Erfolg eines Buches ist. Obwohl einem ja der altbekannte Spruch „never judge a book by its cover“ genau das Gegenteil rät, ertappt sich wohl jeder dabei, erst mal zu den Büchern zu greifen, die einem besonders in Auge stechen, sprich: wo einem der Umschlag gefällt. Nur, wenn man sich wirklich Mühe gibt, und ausschließlich nach dem Inhalt schaut, ist einem das Cover egal – und das passiert vermutlich nur, wenn man eine persönliche Empfehlung bekommen hat. Dennoch hoffe ich, dass der absolut entscheidende Punkt für den Erfolg eines Titels dessen Inhalt/Stil ist.

Die ersten Entwürfe

Die ersten Entwürfe für das neue Label Herzblut

Für das neue Label gab es erste finale Cover-Entwürfe, die dann aber verworfen wurde. Die jetzigen Buchumschläge verzichten auf Gegenständlichkeit und arbeiten rein mit Typographie. Wie kam es dazu?

Der Grafiker der Agentur Init, die die Umschläge entworfen hat, hat bei einem Treffen zu bedenken gegeben, dass bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Herzblut-Titel vermutlich eine völlig andere Optik „in“ sein wird. Wir haben ihn daraufhin gebeten, doch diese neue Optik mal auszuprobieren und zu präsentieren und heraus kamen die jetzigen Cover, die uns allen dann auch viel besser gefallen haben.

Die finalen Cover sind echte Hingucker

Die finalen Cover sind echte Hingucker.

Passen die neuen Umschläge deiner Meinung nach besser zum Inhalt?

Das kann man so nicht sagen, die ursprünglichen hätten auch gut zum Inhalt gepasst. Ich würde eher sagen, die jetzigen Cover treffen eher den Zeitgeist und sind daher moderner, als die zunächst angedachten.  So wird es natürlich auch mit den kommenden Titeln weitergehen, über die ich aber momentan noch nichts verraten darf. Wie bei den beiden Titeln der ersten Range werden auch in Zukunft sowohl deutsche als auch internationale Autoren vertreten sein. Man darf gespannt sein und sich freuen …

Wie entsteht eigentlich ein Cover und was ist dein Job dabei?

Das läuft bei Kosmos so ab, dass ich als Lektorin zunächst einen Grafiker briefe, ihm etwas zum Text erzähle, manchmal sogar das fertige Manuskript schicke. Dann kommen nach einer Weile die Entwürfe, die ich zunächst in der Teamrunde den Kolleginnen der Redaktion zeige. Die engere Auswahl wird dann in einer Sitzung mit Vertrieb und Marketing noch weiter eingedampft auf den Favoriten. Dieser kommt schließlich zur Umschlagkonferenz und wird dort – hoffentlich – verabschiedet. Wir achten natürlich insbesondere auf die Stimmigkeit hinsichtlich des Inhalts, aber auch auf die Zielgruppe (Altersstufe, Vorlieben, Abneigungen) sowie die Konkurrenz, neben der der Titel im Handel stehen wird. Dennoch ist klar, dass ein Cover immer bis zu einem gewissen Grad auch den subjektiven Geschmack des jeweiligen Lektors widerspiegelt.

Was ist dein persönliches Herzblut-Thema?

Nicht nur aufgrund meines Promotionsthemas (queere Narratologie in der schwedischen Jugendliteratur) liegen mir Gender- und Queerthemen besonders am Herzen. Generell finde ich es schade, wenn die (literarische) Welt Rosa für Mädchen und Blau für Jungs eingeteilt wird. Auch deshalb bin ich so begeistert von einem Roman wie Liebe macht Anders, der hoffentlich einen Beitrag dazu leisten kann, die althergebrachten Denkmuster in puncto Geschlecht etwas aufzurütteln.

Vielen Dank für deine Zeit!

1 Kommentar

  1. Pingback: Jahresrückblick 2013: Bloggen statt Tatort | Charlotte Reimann

Kommentare sind geschlossen.