Wow, es hat tatsächlich funktioniert: der erste Pub ’n‘ Pub in San Francisco war ein voller Erfolg! Am 18. September 2014 versammelten sich gut 30 Büchermenschen zum Meet-up im Hinterzimmer von Adobe Books. Wie kam es dazu? Während meines 10-tägigen-Besuchs in San Francisco wollte ich Leute aus der lokalen Publishing- und Start-up Szene kennenlernen. Da ich bei meinen Recherchen im Vorfeld kein passendes Meet-up finden konnte, habe ich kurzerhand das von Blogger Leander Wattig gestartete Erfolgsformat Pub ’n‘ Pub, das es bereits in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden gibt, in die USA gebracht. Wie es zu dieser spontanen Idee kam, habe ich hier ja schon mal ausführlich erzählt.
An Editor walks into a bar
Das Prinzip Pub ’n’ Pub (The Publishers Pub Meet-up) ist schnell erklärt: Bei einem Feierabendbier treffen sich Leute aus der Buchbranche und sprechen über Trends und Themen im Publishing. Ziel ist es, Publishing-Leute vor Ort stärker zu vernetzen. In San Francisco ist das Konzept vergangene Woche erfolgreich aufgegangen: Verleger, Autoren, Lektoren, Illustratoren und Marketingmenschen waren aus San Francisco und der Bay Area in die 24th Street gekommen, um zu netzwerken und sich auszutauschen. Die Keynote des Abends “An Editor Walks into a Bar: Understanding the building blocks of humor, and why we should take humor seriously” von Melissa Manlove, Lektorin bei Chronicle Books, war amüsant und lehrreich.
Die Stühle waren schnell besetzt, sodass wir am Ende auch die Sessel aus dem Laden in den Vortragsraum geschoben haben. Wie die Schnappschüsse zeigen, war der Ort charmant und die Stimmung großartig. Aus Gründen (siehe hier) begann der Abend zwar in einer Buchhandlung, endete aber dann aber doch, wie der Name es eigentlich verlangt, in einem Pub…
Austausch über den Atlantik hinweg
Von den amerikanischen Kollegen konnte ich bei diesem Zusammentreffen sehr viel mitnehmen und mit einigen werde ich sicherlich weiterhin in Kontakt bleiben. Auch bei den Amerikanern kam der Abend prima an. In der Kinderbuchszene gibt es in San Francisco bereits einen regen Austausch, erfahre ich, doch eine spartenübergreifende Vernetzung oder Meet-ups gibt es so noch nicht. Genau dies wurde an dieser Veranstaltung sehr gelobt. Viele, die ich im Vorfeld kontaktiert hatte, konnten zwar aufgrund der knappen Vorankündigung nicht an dem Meet-up teilnehmen, bekundeten jedoch großes Interesse an weiteren Veranstaltungen.
Auch in Deutschland fand das Treffen viele Fans. Das Team von Oetinger34, das eine Software entwickelt, mit der Kreative kollaborativ zusammenarbeiten können, stellte an die Referentin via Facebook Fragen zum Thema Digital Publishing. Es war äußert spannend zu erfahren, dass Chronicle Books , wie Melissa ausführte, sich bereits nach einer kurzen Experimentierphase weitestgehend aus dem kostspieligen App- und dem für illustrierte Bücher wenig attraktivem E-Book-Geschäft verabschiedet hat und bei der Produktentwicklung wieder die Materialität und Optik des gedruckten Buchs in den Vordergrund stellt.
Vernetzung im echten Leben und digital
THANK YOU @lottereimann for putting on a beautiful event and @mmanlove for an inspiring talk at #pubnpub last night! Beer + Books = Yes
— Cindy Derby (@CindyDerby) 19. September 2014
Der Reiz der Meet-ups ist natürlich zuallererst das Treffen von echten Menschen im realen Leben. Doch die Vernetzung findet genauso im Digitalen statt. Veranstaltungen auf Facebook und der Hashtag #pubnpub auf Twitter verbinden die Teilnehmer über Städte und Grenzen hinweg. Ohne die sozialen Netzwerke hätte ich niemals innerhalb weniger Tagen ein erfolgreiches Meet-up auf einem anderen Kontinent auf die Beine stellen können. Im Anschluss ist auf Facebook von Karin Hartmeyer die Idee für ein übergreifendes Pub’n’Pub-Treffen auf der Frankfurter Buchmesse entwickelt worden. Doch zur wichtigsten internationalen Buchmesse können nur sehr wenige Buchmenschen aus Amerika anreisen, wie ich bei meinen Gesprächen in San Francisco erfahre.
Die Zukunft der Branche ist international
In Deutschland gibt es bereits sehr viele Formate, die den Branchenaustausch vor allem im Bereich Digital Publishing fördern. Das sind, um nur einige zu nennen, die Veranstaltungen des Arbeitskreis für elektronisches Publizieren (AKEP), die Projekte des Forum Zukunft, das eBookCamp oder die erste Electric Book Fair Deutschlands. Doch all diese Formate richten sich an das deutschsprachige Publikum, internationale Vernetzungsinitiativen fehlen bislang . Wir diskutieren immer in einer nationalen Bubble. Der Buchmarkt ist traditionell an Sprachgrenzen gebunden, die bislang nur Foreign Rights und International Sales Manager überschreiten. Doch wenn wir die Zukunft der Bücher gestalten und sie nicht Tech-Start-ups und E-Commerce-Unternehmen überlassen wollen, müssen wir uns international vernetzen. Wir brauchen internationale Lösungen und Branchenstandards.
Wir haben die Tools, warum nutzen wir sie nicht?
Der erste Pub ’n‘ Pub in San Francisco war in dieser Hinsicht ein großartiges Erlebnis, denn er hat mir gezeigt, wie leicht es heute ist, sich über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen. Wir haben die Tools, warum nutzen wir sie nicht? Die von Leander Wattig initiierte Stammtischreihe hat das Potential, diese internationale Vernetzung voranzutreiben. Die Keynotes der Pub ’n’ Pub-Veranstaltungen, die ich bislang besucht habe, waren von solcher Qualität, dass ich mich wundere, wieso sie nicht längst per Video übertragen werden, um ein größeres Publikum zu erreichen. In Verbindung mit Facebook und Twitter ist der internationale Publishing-Austausch nur noch einen Tweet entfernt. Mit dem Meet-up in San Francisco und dem Pop up auf der Frankfurter Buchmesse kommt vielleicht der Stein ins Rollen …
Fotos: Torben Förster
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