Publishing Roadtrip – Die Formel für Innovation

Mein erster Morgen in den USA beginnt mit einem Blaubeermuffin und amerikanischem Filterkaffee. Hier ist es 9 Uhr morgens, auf meiner inneren Uhr allerdings schon 18 Uhr abends. Ich sitze im San Francisco Office von Adobe und höre Karl Isaac, Director für Brand Strategy, und seinen beiden Kollegen zu, die uns erklären, wie Innovation in ihrem Unternehmen funktioniert. Eine Frage, die auch mich hierhergeführt hat, denn wenn überhaupt, dann ist wohl das Silicon Valley der Ort, wo man Innovation herleiten kann.

Adobe

Formel für Innovation: V = Velocity, R = Risk, [x‘…x²] = Typische Unabwägbarkeiten

Vermutlich hängt das mit den vielen Start-ups zusammen, die hier gegründet werden. In einem Start-up hat Innovation die besten Voraussetzungen, denn hier wird alles auf eine Karte gesetzt. In einem großen Unternehmen wie Adobe gibt es hingegen viel zu viele gegensätzliche Interessen als dass sich neue und unkonventionelle Ideen durchsetzen ließen. Ein Problem, mit dem auch die meisten alteingesessenen Buchverlage zu kämpfen haben, denke ich. Adobe hat „Disruptive Innovation Groups“ innerhalb des Unternehmens eingerichtet, um kreative Ansätze ungestört verfolgen können. Herausgekommen ist dabei zum Beispiel die erste Hardware von Adobe, Ink & Slide. Und eine Formel für Innovation.

Chronicle Books

So kompliziert ist das also gar nicht. Inspiriert mache ich mich auf den Weg zur Microsoft-Tochter Yammer und komme unversehens am Verlagshaus von Chronicle Books vorbei, dem größten Publikumsverlag in San Francisco. Leider ist Melissa Manlove, die beim Pub’n’Pub die Keynote halten wird, nicht da. Stattdessen schaue ich mich im verlagseigenen Bookshop um und entdecke zahlreiche tolle Bücher, die ich sofort für einen deutschen Verlag akquirieren würde, wäre ich noch als Lektor oder Agent tätig. Zum Beispiel The Startup Playbook, Summertime oder The Essential Guide for Building Your Career as an Artist.
Bei Microsoft werden wir mit einem Mittagsbuffet empfangen. Ich schnappe mir eine Limo aus dem Kühlschrank, sinke auf ein blaues Plüschsofa und surfe im Netz. Endlich WiFi! Nebenan steht der obligatorische Kicker, rundherum sind Großraumbüros, bunte Wände und eine Pinnwand mit vielen handgeschriebenen Zetteln, die erzählen, wieso ein Kollege so besonders oder eine Kollegin beeindruckend ist. Eine schöne Idee für positive Energie.

Schroeders

Letzte Station an diesem Tag ist Rocket Space, Inkubator und Co-Working-Space für Tech-Start-ups. Beim Eventmanager frage ich nach, ob sie nicht einen freien Raum für uns haben. Doch anders als in Berlin geht hier nichts ohne eine stattliche Raummiete (bei der dann allerdings auch professionelles Equipment und Mitarbeiter inbegriffen sind). Da wir beim Pub ’n‘ Pub kein Budget haben, kehre ich auf dem Heimweg noch ins Pub um die Ecke ein. Das Schroeders wurde mir gleich von zwei Leuten empfohlen. Enttäuscht stelle ich jedoch fest, dass es viel zu laut für einen Vortrag ist. Ein bisschen Sorgen mache mir jetzt doch. Was, wenn es mir nicht gelingen sollte, rechtzeitig einen Raum für Donnerstag zu finden? Das hatte ich mir aus Berlin etwas einfacher vorgestellt. Doch in San Francisco sind nicht nur die Mieten enorm, auch Nebenzimmer in Kneipen und Co-Working-Spaces sind nicht für umsonst zu haben.

Adobe Books

… hat übrigens nichts mit der gleichnamigen Softwarefirma zu tun.

Die Idee für das Publishing Meet-up in San Francisco wurde ja sehr spontan in der deutschen Start-up-Metropole geboren. Ohne Internet und soziale Netzwerke wäre es nicht möglich gewesen, sie so kurzfristig und über diese Entfernung hinweg zu verwirklichen. Was mich von Anfang an besonders beeindruckt und fasziniert hat, ist das Potenzial und die Hilfsbereitschaft der Community. Nach meinem ersten Blogartikel und Leanders Post wurden wir überrollt von Tipps zu Kneipen, Pubs und Namen von Bekannten, die in San Francisco leben oder jemanden kennen, der dort lebt oder gelebt hat. Dank dieser großartigen Tipps könnte ich heute aus dem Stegreif einen Kneipenführer für San Francisco schreiben. Auch wenn es am Ende dann doch kein Pub geworden ist.

Der Tipp kam von Jutta Maier, einer in San Francisco lebenden deutschen Journalistin, die mir empfahl, doch mal bei Adobe Books nachzufragen. Am Samstag ging ich bei dem kleinen Buchladen in der 24th Street vorbei und stieß bei der sympathischen Buchhändlerin Jennifer gleich auf offene Ohren. Die Räume mit den liebevoll ausgesuchten Secondhand-Büchern und den kuschligen Sesseln passen perfekt zum lockeren Rahmen des Meet-ups. Bier und Wein könne man auch anbieten, sagt Jennifer. Per Mail kommt dann einige Stunden später die Zusage. Hurra, wir haben einen Ort für den ersten amerikanischen Pub‘n‘Pub!

Danke Elisabeth Alexander, Nadine Bakaus, Eva Bali, Alfred Berger, Katja Böhne, Anna Bodmer, Charly von Feyerabend, Tina Folsom, Daniela Gotta, Silke Hartmann, Karin Hartmeyer, Hannah Johnson, Frank Krings, Jeanine Krock, Johanna Lehmann, Ina Lutterbüse, Jutta Maier, Elisabeth Mardorf, Clint Marsh, Dorothea Martin, Elisabeth Oberndorfer, Nicky Pyne, Elina Razdobarina, Philipp Rusch, Daniel Schumann, Marie Schweiz, Daniel Seebacher, Guido Stemme, Leander Wattig, Susanne Wiegand.

Mehr über meine Reise nach San Francisco:
> Publishing Roadtrip – Pub für #pubnpub in San Francisco gesucht! (1)
> Publishing Roadtrip: Besuch beim Start-up Udemy und bei Google im Silicon Valley (3)