Heute werden Bücher im Netz gesucht, gefunden und gekauft. Für Verlage, Online-Shops und Content-Anbieter wird es immer wichtiger zu verstehen, wie sie und ihre Produkte online gefunden werden. Das Wissen, wie soziale Netzwerke ticken und Suchmaschinen funktionieren, ist für die Sichtbarkeit im Netz elementar.
Eine Einführung in diese Materie bietet das 2013 erschienene Handbuch „SEO und Social Media“ von Blogger Michael Firnkes. Auf das Buch wurde ich über eine erfolgreiche Marketingaktion des Hanser Verlags aufmerksam. Mich interessierte vor allem das Thema Suchmaschinenoptimierung. Von dieser „Geheimdisziplin“, wie Firnkes sie nennt, hatte ich zwar schon oft gehört (zuletzt beim Vortrag des SEO-Experten Rand Fishkin bei den Online Marketing Rockstars 2014), mich jedoch noch nicht näher damit beschäftigt.
Suchmaschinen wollen gefüttert werden
SEO ist die Abkürzung für Search Engine Optimisation, also Suchmaschinenoptimierung. Da Google in Deutschland über 90% des Marktes dominiert, zielen die Versuche von Webseitenbetreibern hierzulande vor allem darauf, Googles Suchalgorithmen zu entschlüsseln, um die eigenen Inhalte ganz oben in den Suchergebnissen zu platzieren. Kaum ein Nutzer klickt sich durch die nachfolgenden Seiten. Prominente Plätze in den Suchergebnissen kann man entweder durch Suchmaschinenmarketing (SEA) kaufen oder durch organische Suchmaschinenoptimierung auf eher sportlichem Weg erreichen. Um erfolgreich zu sein, sollte eine Website nicht nur optisch überzeugen, sondern auch suchmaschinenfreundlich gestaltet sein. Um Websites für Suchmaschinen zu optimieren, muss man jedoch erst einmal verstehen, wie Inhalte gecrawlt werden. Der Bot muss mit Inhalten „gefüttert werden“, beschrieb es mir eine UX-Designerin mal sehr bildhaft. Doch wie und womit füttert man eine Suchmaschine denn so?
Pralinen oder Konfekt? Google mag, was Nutzer mögen
Eigentlich ist es ganz einfach. Google mag, was Nutzer auch mögen: Qualitative, möglichst fehlerfreie und klar gegliederte Inhalte mit Mehrwert, garniert mit den passenden Metadaten. Google arbeitet intensiv daran, die Qualität seiner Ergebnislisten immer weiter zu optimieren, um dem Nutzer die hilfreichsten Empfehlungen aufzulisten. Beim Aufbau oder der Pflege einer Webseite lohnt es sich also, darüber nachzudenken, wie Nutzer oder Kunden nach den Inhalten suchen würden. Welche Keywords und dazugehörige Synonyme gibt es für die eigenen Inhalte? Am Beispiel von „Pralinen“ oder „Konfekt“ verdeutlicht Firnkes, wie wichtig bei der Suche im Netz die richtigen Keywords sind. Eine sprachliche Feinheit, die im stationären Handel weniger eine Rolle spielt: „Im Schaufenster ausliegend ist es egal, wie man die süße Ware nun bezeichnet. Der Passant weiß sofort: Lecker.“
Firnkes erklärt in dem 400-Seiten-starken Handbuch auch die Bestandteile einer umfassenden SEO-Strategie und in welchen Fällen es ratsam ist, einen Experten hinzuzuziehen. Er beschreibt Rankingfaktoren und nennt hilfreiche Tools, mit denen sich beispielweise PageRank, Backlinks, Suchtrends oder der Erfolg von Maßnahmen bestimmen lassen. Vieles von dem, was Firnkes schreibt, habe ich schon mal irgendwo gehört oder gelesen, doch häufig mache ich mir eine Notiz, für welches Projekt ich diesen Tipp oder jenes Tool ausprobieren möchte. Erst jetzt, da Firnkes sie in seinem Buch hintereinander auflistet, wird mir bewusst, wie viele unterschiedliche und teils mächtige Tools Google selbst für die Suche, zur Analyse und zur Optimierung der Inhalte bereitstellt – dank diesem Handbuch weiß ich sie nun hoffentlich auch effektiv einzusetzen.
Schwarze Schafe und SEO-Hasser
Ein mir bekannter Entwickler kann SEO-Maßnahmen so überhaupt gar nichts abgewinnen. Für ihn ist SEO nutzlos oder gleichbedeutend mit Manipulation, um schlechte Inhalte in der Suche nach oben zu bringen. In seinem Buch räumt Firnkes den schwarzen Schafen unter den SEOs und dem Thema illegaler Linkkauf zwar neutral, doch immerhin so viel Platz ein, dass man annehmen muss, dass dies durchaus gängige Praxis zu sein scheint. Nicht ohne Grund gab es in den letzten Jahren immer wieder große Updates von Google, die darauf abzielen, guten Content von weniger nützlichen Inhalten zu unterscheiden und besser zu ranken.
Google arbeitet permanent an einer Verbesserung der Suchergebnisse und lässt sich dabei ungern in die Karten schauen. Nicht zuletzt deswegen hat SEO auch viel mit Geheimwissenschaft zu tun. Keiner weiß genau, was letztlich zum Erfolg führt. „Euer übergeordnetes Ziel ist es, Nutzer für eure Website zu gewinnen und nicht Suchmaschinen“, mahnt Google in seinem SEO-Leitfaden für Webmaster, denn eigentlich ist es ganz einfach: „Interessante Websites werden von selbst bekannter.“ Trotzdem kann es sich lohnen, mit Hilfe von SEO das Beste aus einer inhaltlich guten Webseite herauszuholen, etwa um die Konkurrenz hinter sich zu lassen. Firnkes stellt ebenfalls die inhaltliche Qualität und den Mehrwert für den Kunden in den Vordergrund, denn: „Die Suchmaschinenoptimierung kann die ‚Seele‘ einer Webseite prima ergänzen, aber niemals ersetzen.“
Fachbuch to go
Im Netz, auf Blogs und in Online-Magazinen gibt es unzählige y-Punkte-Listen, wie man ein x-beliebiges Thema effizient umsetzen, programmieren, gestalten oder verbessern kann. Ich mag diese Listen, weil sie Wesentliches destillieren und sich schnell konsumieren lassen. Dieses flüssig und verständlich geschriebene Fachbuch ist jedoch perfekt, um erstmals etwas umfassender in das Thema SEO (und Social Media) einzutauchen. Etwas ungewohnt für den Web-Leser ist vielleicht der Schwarz-Weiß-Druck, dafür kommen eigene farbige Markierungen und Notizen darin umso besser zur Geltung. Wer unterwegs nachschlagen will, kann dies in der kostenlos mitgelieferten digitalen Version tun, ohne das Buch mitschleppen zu müssen. Das Einzige, was nicht so recht zum Inhalt 2.0 passen will, ist das etwas einfallslose Cover. Beim Thema SEO & Social hätte ich schon eher ein persönliches Porträt des Autors erwartet (wie es die Hanser Literaturverlage in der Herbstvorschau 2014 übrigens sehr schön vormachen), mit den passenden Keywords. Wer nach „SEO und Social Media“ googelt, wird dieses empfehlenswerte Einsteiger-Handbuch jedoch mühelos finden.
Michael Firnkes, „SEO & Social Media. Handbuch für Selbstständige und Unternehmer“, Hanser Verlag 2013.