Vor mehr als sechs Jahren habe ich als Praktikantin den ersten Fuß in einen Verlag gesetzt. Die Begeisterung fürs Büchermachen hat mich dann unmittelbar und nachhaltig erwischt. Anfänglich im Lektorat, zwischendrin im Lizenzverkauf und mittlerweile immer mehr in Sachen Marketing und Social Media unterwegs, liebe ich Branchentreffen wie die Frankfurter Buchmesse, weil ich dort Freunde, ehemalige Kollegen und Geschäftspartner aus aller Welt treffe. Je schöner diese Treffen umso dringlicher wird dann aber auch der Wunsch, neue Gesichter und andere Blickwinkel auf die Welt kennenzulernen – und vielleicht ein Stück davon mitzunehmen in die Buchwelt.
Eine solche Gelegenheit bietet die gerade in Berlin stattfindende Social Media Week. (Natürlich ertappe ich mich dann doch mehrfach dabei, dass ich bei Vorträgen, kaum dass ein Buchprojekt erwähnt wird, nach dem Verlag frage.)
Mit „Balancing Authenticity and Social Media Marketing“ ist der erste Vortrag überschrieben, den ich mir im Aufbau Haus anhöre. Sebastian Trojand und Zsuzsanna Toth von Freunde von Freunden stellen ihre Social-Media-Aktivitäten vor. Wenig überraschend nutzt das Wohnblog und Magazin neben Facebook vor allem Instagram, Pinterest und zwei Tumblr-Blogs, um den vorwiegend visuellen Content zum Teilen anzubieten. Freunde von Freunden ist außerdem eine Foto- und Filmproduktionsfirma. Wichtigstes Kapital ist die Authentizität der bei Freunden von Freunden produzierten Reportagen, Bilder und Videos. Authentische Inhalte stehen heute hoch im Kurs bei Marken wie Mercedes, Nokia oder Adidas, die sich gern maßgeschneiderten „branded content“ liefern lassen. Freunde von Freunden bringt Kunden mit Freunden zusammen und beide Seiten profitieren. Größte Herausforderung? Authentisch bleiben trotz Wachstums. (Die Bücher zum Blog erscheinen übrigens beim Distanz Verlag ;)
Für den Abend hatte ich mich zur Veranstaltung „Googlequiz goes Google – Ein spaßorientierer Abend zur Steigerung der eigenen Googlekompetenz“ angemeldet. Ganz ehrlich war ich auch neugierig, wie die Hauptstadt-Repräsentanz von Google von innen aussieht. Statt echter Kunst an den Wänden erscheinen auf einem großen Bildschirm in rascher Abfolge Fotos von Kunstwerken aus dem Google Art Projekt. Ich bin hin- und hergerissen. Ich finde es gut, dass Kunstwerke digitalisiert und allgemein zugänglich gemacht werden. Anderseits meldet sich die Skepsis, dass diese Zugänglichmachung bei einem so mächtigen Player und nicht in der Hand der Allgemeinheit liegt. Ganz anders da die Wikipedia, an der alle mitschreiben können. Von Wikimedia sind an diesem Abend auch einige Quizfreunde vorbeigekommen. Das Googelequiz ist dann wirklich so spaßig wie versprochen. In einem Team, bestehend aus lauter Menschen, „die was mit Internet machen“, geht mir mit einem Mal auf, wie sprachbegabt und Google-erfahren man als Lektorin doch so ist. Gewonnen haben dann aber trotzdem die anderen.
Content ist die Grundlage für alles, was mit Sichtbarkeit im Netz zu tun hat, erfahre ich am nächsten Tag im Überblicksvortrag „Contentstrategien“. Seit den Updates „Panda“ und „Penguin“ für den Google-Suchalgorithmus brauchen Websites guten Content oder eine gute SE-Optimierung, um von Google als relevant eingestuft zu werden und ganz oben auf der Trefferliste zu landen. Man muss Google bedienen, wenn man im Netz von etwas leben will, lautet das nüchterne Fazit von Carolin Stephan. Um an Content zu kommen, gibt es viele Wege. Einer, den offenbar nicht nur Verlage gern beschreiten, ist die „Praktikanten-Armee“. Inhalte kann man selbst verfassen oder von Dritten schreiben lassen. Maschinen können das noch nicht. Da freut sich natürlich mein Lektorenherz.
Emphatisch wird es schließlich in der Gesprächsrunde von fünf „Community managers to die for“: Drei junge Frauen und zwei junge Männer berichten von den Anforderungen und Herausforderungen bei ihrem Job. Kreativ, begeisterungsfähig und authentisch sollte man sein, um den Fans die Möglichkeit und das Gefühl zu geben, an der Marke teilzuhaben. Ein Community Manager ist eine Mischung aus Kundensupport, best friend und workaholic: „It will be always more than a job“ bringt es Sophie Hechinger auf den Punkt. Eigentlich gar nicht so anders als in der Buchbranche.