Web-Talkreihe „Kulturpolitik der Nachhaltigkeit“
Die 5-teilige Web-Talkreihe der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. mit erfahrenen Expert:innen überzeugt mit kurzen, konzentrierten, an Infos und Praxisbeispielen dichten Vorträgen und einer flotten Moderation von Anke von Heyl. Die Web-Talks zu Kultur & Nachhaltigkeit finden noch bis zum 8. Dezember immer dienstags von 16:30–17:45 Uhr via Zoom statt und stehen danach online zur Verfügung.
Da ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Kultur bislang noch nicht intensiver beschäftigt hatte, war ich fasziniert von der Fülle an Konzepten und Projekten, die in den Web-Talks vorgestellt wurden. Im Anschluss habe ich direkt einige Anregungen für unser Projekt „Lesefest Preetz“ übernommen. Ich bin gespannt, ob es uns gelingen wird, das Fest klimaneutral zu gestalten.
Empfehlen kann ich die folgenden Web-Talks:
Netzwerke und Konzepte für eine nachhaltige Kulturpolitik
Patrick S. Föhl ist Gründer und Direktor des »Netzwerks für Kulturberatung« in Berlin. Seine Lösung für das Wachstums-Dilemma der Kultur sieht er in Kooperationen und Schwerpunktsetzung. Wichtig ist für ihn dabei immer die Frage nach der Relevanz für die Gesellschaft. Seine schönen Folien kann man sich hier noch mal ansehen.
Jacob Sylvester Bilabel, Leiter des Netzwerks Nachhaltigkeit in Kultur und Medien, fragt, wie wir Wachstum eigentlich definieren? Kreativität sei eine paradoxe Ressource, denn Liebe, Kreativität und Gemeinschaft könnten unendlich wachsen. 80% der Emissionen im Kulturbereich hätten nichts mit Kreativität zu tun.
Kristina Grube ist Teil der Projektschmiede für Nachhaltigkeit & Transformation. Sie erzählt von dem Selbstversuch, klimaneutrale Veranstaltungen durchzuführen. Herausgekommen ist dabei der Leitfaden „Wie lassen sich Kulturveranstaltungen klimaneutral gestalten?“, der kostenlos heruntergeladen werden kann. Kristina Grube fragt, was wäre, wenn Kulturveranstaltungen und Kulturhäuser Klimabilanzen erstellen und daran gemessen ihre CO-2-Emissionen reduzieren würden? Sie plädiert dafür, das Kultureinrichtungen einen Nachhaltigkeitskodex als
Strategieinstrument UND zur Berichterstattung nutzen. Ihr Fazit: „Mutig sein und ausprobieren“ und „vor allem einfach loslegen!“
Hier geht es zum Video des Web-Talks Netzwerke und Konzepte für eine nachhaltige Kulturpolitik.
Fördersysteme und Unterstützungsbedarfe für eine nachhaltige Kulturpraxis
Kirsten Haß, Verwaltungsdirektorin und Vorstand bei der Kulturstiftung des Bundes, ist dafür, dass verbindliche Bedingungen und Förderauflagen für Nachhaltigkeit gesetzt werden. Das wünschen sich auch diejenigen, die diese Mittel beantragen. Zunächst braucht man eine eine CO2-Analyse. Doch was passiert, fragt Kirsten Haß, wenn man die Zahlen hat, wenn man ein Instrumentarium hat? Gibt es die nächste Förderung dann nur, bei einer Reduzierung? Und darf man zurückfallen? Darauf muss man Antworten finden. Dienstreisen einzuschränken, sieht sie kritisch. Für die Kultur sei es wichtig, sich in der Welt zu bewegen. Der Kulturbereich ist am Ende nur ein kleiner Player im Ressourcenverbrauch, doch Kultur kann so ein Thema groß machen. Kultur kann ein wichtiger Multiplikator für das Thema Nachhaltigkeit sein.
David Klein, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden, schafft bei neuen Stellen Anteile für Nachhaltigkeit. Denn ohne Manpower geht es nicht. Bisher erheben sie nur Output-Input-Zahlen wie Besucherzahlen. Nachhaltigkeitkennzahlen fehlen bisher. Es braucht eine CO2-Bilanz, eine datenbasierte Analyse des Status quo – präzise, sodass Veränderungen messbar sind. Mit dem Projekt „Culture for future“ wollen sie nun nachhaltiges Handeln in Kunst und Kultur, anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, implementieren. Dieses Nachhaltigkeitskonzept soll nicht top-down, sondern partizipativ entwickelt werden. Ziel ist es, einen Handlungsleitfaden zu generieren, der auch für andere Institutionen nutzbar ist. Dresden freut sich auf Austausch und weitere Akteure. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Maximilian Kromer ist Klima.Netzwerker der EnergieAgentur.NRW. In dieser Rolle unterstützt er Unternehmen und Kommunen in der Klimaschatzarbeit. Er sieht die interne Organisation als wichtigstes Fundament auf dem Weg zu mehr Klimaschutz im Unternehmen. Es gilt zunächst ein Leitbild zu entwickeln und einen „Klimaschutz–Check“ in Entscheidungsprozesse mit aufzunehmen. Eine CO2-Bilanzierung liefert einen guten Überblick, wo man sich befindet.
Hier geht es zu den Vorträge und der Aufzeichnung von Fördersysteme und Unterstützungsbedarfe für eine nachhaltige Kulturpraxis.